
Für ein kulturelles Finale der Veranstaltungen 2025 des Stöffelvereins sorgte die Band Hanne Kah aus Mainz in der Alten Schmiede im Stöffel-Park.
Die Musik der Singer-Songwriterin Hanne ist eine einzigartige Fusion aus Folk-Tradition und moderner, queerer Perspektive und behandelt Themen wie Liebe, Identität, Gesellschaft und Freiheit, die sie mit ihrer einfühlsamen, zeitlosen und kraftvollen Stimme gekonnt in die Herzen der Zuhörer transportiert.
Selbstbestimmt statt Plattenvertrag
Im Laufe des 16jährigen Bestehens hat die Band Erfahrungen im Musikbusiness gemacht, die sie dazu brachten, alle Verträge zu kündigen, sich wieder komplett selbst zu produzieren und zu vermarkten. Ihr Song „Trick me“ handelt davon. „Es fühlt sich ehrlich an“ so Kah.
Von Hesse inspiriert, dreistimmig arrangiert
Die klare, ehrliche Musik, oft dreistimmig, passt perfekt in die Atmosphäre der Alten Schmiede. Hanne nimmt ihre Zuhörer immer wieder mit auf ihre musikalische Reise und lässt sie hinter die Kulissen der Entstehung ihrer Songs blicken. So ist „My hands“ ein Ergebnis der Gedichte von Hermann Hesse, die die Musikerin vorm Schlafen liest.

Sehnsucht nach Syrien im Mainzer Schnee
2010 verbrachte Hanne Kah ein Jahr in Syrien, um die dortige Kultur kennen- und lieben zu lernen. Als sie zurück nach Deutschland kam, in Mainz mit ihrem Studium anfing, saß sie in der Straßenbahn und es fing an zu schneien. Sie erinnert sich: „Ich fühlte mich plötzlich etwas verloren und bekam Sehnsucht nach diesem Land. Die Menschen begegneten mir warm und unheimlich gastfreundlich. Damit kam die Idee zu „Seagulls““.
Unplugged durch die Reihen
Immer wieder wirft sie kleine Anekdoten auf ihre lockere Art in den Raum, die ihre Zuhörer zum Schmunzeln bringen, versteht es aber auch, gekonnt zum Mitmachen zu animieren. So erläutert sie, dass sie auf einem ihrer Konzerte in den USA ein mexikanisches Publikum hatten, die gerne positive Dinge wie „Yeah“, „Hey“ oder „Ho“ in die Songs reinrufen. „Ihr dürft euch jetzt gerne positiv amerikanisch fühlen!“ Das ließ sich das Publikum nicht zweimal sagen, während die drei Musiker vollkommen unplugged ohne Mikro mit ihren Instrumenten durch die Reihen gingen.

Gegen das Vergessen: Ein Song für Anita Lasker-Wallfisch
Ein Song begleitet die Band seit der Rede von der Auschwitz-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch 2018 im Bundestag bei allen Konzerten. Dort schilderte sie, wie sie in einem Mädchenorchester Cello spielte, wenn die Menschen ins Krematorium gebracht wurden. Anita Lasker-Wallfisch schaffte es trotzdem, den Hass auf Deutsche zu überwinden. Der Song „100 People“ handelt davon.
„Der Westerwald ist der Nabel der Welt“
Nach vielen mitreißenden Songs verabschiedete sich die Band mit der Zugabe „Über den Wolken“ von Reinhard Mey, in den sich das Publikum stimmlich auf beeindruckende Weise einbrachte – „der Westerwald ist der Nabel der Welt“, wie Hanne Kah eingangs feststellte, nachdem die Band von den Eindrücken der Anreise nach Enspel und dem Stöffel-Park berichtete.
Im kommenden Jahr wird die Band Hanne Kah am 17.10. wieder in der Alten Schmiede auftreten. Der Stöffelverein bedankte sich bei der Band und allen, die zum Gelingen dieses Konzertes beigetragen hatten.

(Fotos: Maria Wagner)