Stöffelverein bringt Nutzung und Naturschutz unter einen Hut

Der Corona-Pandemie zum Trotz bietet der Stöffel-Park auch dieser Tage zahlreiche Möglichkeiten zum Aktivsein. Das weitläufige Areal ermöglicht es seinen Besuchern, Natur und Kultur zu erleben, ohne sich gegenseitig dabei zu nahe zu kommen.

Der Stöffel-Park als Kinderstube

Wem die Besucher allerdings gefährlich nahekommen könnten, das sind die Kaulquappen, denn die bevölkern im Frühjahr und Frühsommer zahlreiche Pfützen und Tümpel und brauchen Zeit, bis sie diese auf eigenen Beinen verlassen können. Sie bedürfen in diesem Lebensabschnitt des besonderen Schutzes wie auch der Hege.

Die Kreuzkröten zum Beispiel suchen zum Ablaichen seichte Pfützen auf, denn diese heizen sich schnell auf und bieten dadurch gute Temperaturbedingungen für die Kaulquappen. Allerdings, so Michaela Nilius, die Naturschutzbeauftragte des Stöffelvereins, sorgen die häufiger auch im Westerwald trocken ausfallenden Sommer dafür, dass solche Pfützen zu schnell wieder verschwinden. Um das zu verhindern, tritt Michaela, die hauptberuflich Pflegedienstleitung ist, in ihrer Freizeit den Rettungsdienst an und versorgt mit einer kleinen Gruppe von Helfern die Kaulquappen mit Wasser – und zwar so lange, bis sie tatsächlich ihre Heimattümpel als Miniaturkröten verlassen.

Das Nebeneinander unterschiedlicher Interessen – im Stöffel-Park kein Problem

Da kann es auch schon mal nötig sein, Zäune als Absperrung um die Tümpel zu stellen und Wege der Besucher, die zu Fuß, per Fahrrad oder auch motorisiert unterwegs sind, umzuleiten oder zu verschmälern. Solche Nutzungskonflikte gibt es öfter aufgrund häufiger und vielfältiger Aktionen am Stöffel. „Uns als Stöffelverein ist es wichtig, die Belange des Naturschutzes und der Nutzungsmöglichkeiten am Stöffel unter einen Hut zu bringen“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Dieter Wisser.

Als Veranstalter von großen Events wie dem Trucker-Treffen und der Motorradtage im Stöffel möchte der Verein die nachhaltige Nutzung des Stöffels gewährleistet sehen, denn Vorstand und Mitglieder sind davon überzeugt, dass sich bei guter Planung und Rücksichtnahme viele Arten der Nutzung mit dem Schutz der Natur- und Kulturlandschaft am Stöffel vereinbaren lassen.

Die Basis: ein durchdachtes Konzept

Um dafür an den richtigen Stellen ansetzen zu können, gab der Verein 2018 die Erstellung eines Naturschutzkonzepts in Auftrag. Als das vorlag, ernannte der Vereinsvorstand 2019 Michaela Nilius zur Naturschutzbeauftragten. Nach erfolgter Satzungsänderung Anfang 2020 wurde sie im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 18. Juli nun als solche in den Vereinsvorstand gewählt.

Jetzt setzt sie viele der Arbeiten im Amt fort, die sie ohnehin schon seit Jahren getan hat. Im Innenverhältnis des Vereins wurde und wird gelegentlich auch mal kontrovers über konkrete Maßnahmen diskutiert, wenn die Kröten sich nicht an den Terminkalender des Stöffel-Parks halten wollen und Michaela Nilius Absperrungen aufstellt. Im fortwährenden Dialog mit den Vertretern der zuständigen Behörden und mit Naturschutzverbänden erarbeitet sie Maßnahmen, die der Erhaltung seltener Arten dienen und zugleich den Freizeitaktivitäten am Stöffel deren Raum sichern sollen.

Geschütztes Amphibienareal ist in Planung

So ist gerade ein Amphibienareal in der Planung, das flache Tümpel ohne Austrocknen bietet und zugleich die Rad-, Motorrad- und Fußgängerrouten entlastet. Die Umsetzung solcher Maßnahmen obliegt allerdings nicht dem Verein, sondern dem Eigentümer des Geländes und dem Stöffel-Park. „Dass der Stöffelverein uns bei all unserem Treiben immer auf die Finger schaut, sind wir ja gewohnt. Das ist auch gut so. Und wir sind heilfroh, dass der Stöffelverein sich den Naturschutz zu eigen gemacht und mit Michaela eine höchst engagierte Mitstreiterin gefunden hat. Wir hätten gar nicht die Möglichkeiten dazu, uns so detailliert mit der Materie zu beschäftigen“, freut sich der Geschäftsführer des Parks, Martin Rudolph.

Es sieht so aus, als würde es dem Stöffelverein hier tatsächlich gelingen, Naturschutz und Nutzung auf nachhaltige Weise zu vereinbaren. Und das ist ein Gewinn für alle.

(Foto Header: basel101658/123RF.com, alle anderen Fotos: Michaela Nilius)